Gedanke & Umsetzung

Zürcher Unterländer Wyberschiessen

Entstehung

Der Gedanke zur Durchführung eines Zürcher Unterländer Wyberschiessens entstand am Feldschiessen 1977 in Niederhasli. Damals war es noch üblich, dass am Feldschiessen-Sonntag während der Zeit des Gottesdienstes der Schiessbetrieb unterbrochen wurde. Was lag näher, als diese Zeit mit einem Apéro in der Schützenstube zu verbringen. Unter der anwesenden «Schützenprominenz» mit Dr. HU. Graf (Nationalrat Bülach), Paul Hug (Bezirkspräsident Bülach), Walter Hofmann (Wallisellen), Werner Burri (Vereinspräsident Niederhasli), Gustav Derrer (Niederhasli) und Fritz Kilchenmann (Bezirkspräsident Dielsdorf) kam die Frage auf, weshalb die Männer am Sonntagmorgen sich bei einem Glas Wein treffen und die Frauen diesen Morgen allein zuhause verbringen sollten. Man fragte sich ernsthaft, ob den Frauen nicht einmal im Jahr eine Gelegenheit geboten werden könnte, zusätzliches Verständnis für den von ihren Männern geliebten Schiesssport zu wecken. Spontan und einhellig entstand die Meinung, dass die Männer den Frauen eine Gelegenheit bieten wollen, an welchem sie sich zu einem Anlass zusammenzufinden und einen einfachen Schiesswettkampf unter sich bestreiten. Unter der Federführung vom Schützenverein Niederhasli wurden nach dem Feldschiessen alle Voraussetzungen erfüllt und bereits im Herbst 1977 fand das erste Zürcher Unterländer Wyberschiessen in Niederhasli statt. Die Einladungen erfolgten an alle Sektionen der Bezirke Dielsdorf und Bülach. Aus geographischen Gegebenheiten wurden auch die Vereine Rüdlingen und Buchberg aus dem Kanton Schaffhausen, sowie Fisibach und Kaiserstuhl aus dem Kanton Aargau eingeladen.  

 

Durchführungsmodus

Das Wyberschiessen findet alle Jahre auf die Distanz 300m statt. Es sind nur Ordonnanz-gewehre zugelassen. Zwei aufeinander folgende Austragungen werden durch den gleichen Verein organisiert. Grundsätzlich wechselt der Organisator alle zwei Jahre vom Bezirk Dielsdorf in den Bezirk Bülach. Teilnahmeberechtigt sind alle Frauen ab dem 13. Altersjahr. Neben dem Einzelwettkampf findet auch ein Gruppenwettkampf statt. Von 1977 bis 1992 wurde nur eine Einzelrangliste erstellt. Auf Wunsch und auch abgestützt auf Erfahrungen findet der Einzelwettkampf ab 1993 in zwei Kategorien statt. In der Kategorie A werden Schützinnen mit und in der Kategorie B Schützinnen ohne Lizenz eingeteilt. Das Schiessprogramm beinhaltet in der Kategorie A 2 Probe- und 6 Wettkampfschüsse, in der Kategorie B werden 8 Schüsse geschossen und davon die zwei schlechtesten für die Wertung gestrichen. Bei Punktgleichheit findet am Schluss des Schiessens ein Ausstich statt. Damit wird die Schützenkönigin nicht nach im Voraus festgelegten Kriterien, sondern aufgrund vom im Ausstich erzielten Schiessresultat erkoren. Die drei ersten Ränge in jeder Kategorie werden mit Gold-, Silber- und Broncemedaillen ausgezeichnet. Die zwei Kategoriensiegerinnen dürfen zudem einen Wanderpreis für ein Jahr in Empfang nehmen. Nach Ablauf von 6 Jahren wird der Wanderpreis der Teilnehmerin mit dem besten Resultat oder allenfalls mit mehrmaligen Gewinnen zu Eigentum abgegeben. Bei Gleichheit findet im 7. Jahr ein Ausstich statt. Im Gruppenwettkampf bilden 5 Schützinnen aus dem gleichen Verein eine Gruppe. Dieser wird nur in einer Kategorie ausgetragen. Auch in diesem Wettkampf erhalten die Teilnehmerinnen der drei ersten Gruppen Medaillen. Die Wanderpreise werden durch Sponsoren zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle sei mit bestem Dank vermerkt, dass sich zum heutigen Zeitpunkt drei  private Personen und die beiden Bezirksschützenverbände Bülach und Dielsdorf ebenfalls an der Bereitstellung von neuen Wanderpreisen beteiligen. Die Aufführung der Daten für das Wyberschiessen in den Jahresprogrammen der beiden Bezirke verdient ebenfalls Dank und grosse Anerkennung.

 

Beteiligungen in den letzten Jahren

Bereits im ersten Durchführungsjahr haben 268 Frauen teilgenommen. Dies darf als äusserst gelungener Start für den ausgeschriebenen Anlass gewertet werden. Mit 316 Teilnehmerinnen im Jahre 1988 verzeichnet Hochfelden als Organisator die grösste und mit 148 Teilnehmerinnen im Jahre 2018 in Höri ist das tiefste Ergebnis zu verzeichnen. Mit 52 Gruppen im Jahre 1988 in Hochfelden und im Jahre 1994 in Weiach konnte die grösste Zahl an Gruppen rangiert werden. Die tiefsten Beteiligungen weisen Rorbas im Jahre 2003 und Höri im Jahre 2018 mit je 28 Gruppen aus.

Erfreulich ist die Feststellung, dass sich viele Schiessvereine aus beiden Bezirken Jahr für Jahr für die Werbung des Zürcher Unterländer Wyberschiessens  engagieren. Ihnen gebührt mein verbindlicher Dank.

Die Schiessvereine Niederhasli, Boppelsen, Wasterkingen, Dällikon und Höri dürfen stolz sein, sie haben das Wyyberschiessen bereits zweimal durchgeführt. Auf Wunsch von Fisibach-Kaiserstuhl haben diese Vereine die Durchführung als benachbarte Aargauer erfolgreich und mit grossen Beteiligungen in den Jahren 2007/2008 übernommen.

 

Ausblick

Das Schiessen auf die Distanz 300m ist nicht ausschliesslich ein Sport für Männer. Seit 1973 können Mädchen auch an Jungschützenkursen teilnehmen. Darum ist es auch naheliegend, dass als logische Konsequenz auch Frauen unter sich den Schiesssport ausüben wollen. Das Wyberschiessen ist dafür eine ausgezeichnete Plattform. Es ist je länger je mehr von grosser Bedeutung, dass der Breitensport in den Vereinen nicht nur von Männer, sondern auch von Frauen ausgeübt und mitgetragen wird.

 

Regensberg im März 2019

Fritz Kilchenmann, Mitinitiant des Zürcher Unterländer Wybrschiessens